Private Marien-Kapelle der Familie Schex soll tagsüber jedem offenstehen

Isen, 9. Oktober 2024 – Mit einem feierlichen Akt, musikalisch untermalt von einer Abordnung der Blaskapelle Isen, wurde die Marien-Kapelle der Familie Schex in Westach von Pfarrer Josef Kriechbaumer gesegnet. Trotz der kühlen Witterung waren weit mehr als einhundert Gäste der Einladung gefolgt, unter ihnen viele am Bau beteiligter Handwerker. Immerhin machte der Himmel eine Regenpause, sodass die Zeremonie wie geplant stattfinden konnte. Dass so viele Zuschauer kamen, war auch dem Umstand geschuldet, dass die Einweihung einer solchen Stätte ein seltenes Ereignis ist. Erbauer der Kapelle sind Bernhard und Gabriele Schex, die mit ihren Töchtern Katharina, Theresa, Susanne und Julia im angrenzenden Anwesen leben. „Es kommt natürlich zuerst die Frage, warum man so etwas macht“, sagte Bernhard Schex bei seiner kurzen Ansprache. „Eine konkreten Anlass gibt es nicht, es gibt auch kein Gelübde oder ähnliches“. Jedoch bringe so ein Bau „unheimlich viel Freude“, das wäre nahezu die Haupttriebfeder gewesen. Allerdings sollte mit der Kapelle auch ein Ort geschaffen werde, der Andacht, Ruhe und Erholung ermöglicht, sei es für die Familie, Besucher oder für jedermann. Deswegen soll der Ort tagsüber auch für jeden zugänglich sein. Hinzu käme, dass sowohl Bernhard Schex, als auch seine Frau heuer 50 Jahre alt geworden sind, „das war auch ein kleine Motivation, so eine Art `Dank-Kapelle´ zu errichten“, so Schex. Nicht zuletzt habe aber auch der Umstand zum Bau geführt, dass seine Frau Gabriele aus einem großen Bauernhof bei Edling stammt, an dessen hofeigener Marien-Kapelle jedes Jahr Verwandte und Nachbarn zur Maiandacht treffen.

Die Kapelle wurde nach dem Ort Westach benannt, der im Jahr 1284 – vor genau 740 Jahren – erstmals urkundlich erwähnt wurde. Es war der Stammsitz des Adelsgeschlechtes der Westacher, deren Wappen auch über dem Eingang des vom Spätbarock und Rokoko inspirierten Gebäudes angebracht ist.
Dass der ideelle Grundstein für den Bau schon vor längerer Zeit gelegt wurde, zeigt sich an der Entstehungsgeschichte. Denn bevor es richtig an die Planung ging, trug Bernhard Schex mit viel Enthusiasmus die Einrichtung und Ausstattung zusammen. „Wir haben nicht die Kapelle gebaut und dann eingerichtet, bei uns lief das andersherum“, erzählt der Familienvater. Altar, Figuren, Gemälde und Türen sollten thematisch und stilistisch passen. Es dauerte mehrere Jahre, bis alles beisammen war. „Beispielsweise die 250 Jahre alte Tür wurde in Stuttgart erworben. Sie war vermutlich eine Kölner Sakristeitür“, so Schex. Sie und der originale Altar aus dem 18. Jahrhundert lieferten mit ihren Abmessungen die Vorgaben, die Kapelle wurde praktisch um sie herumgebaut. Mit Joseph Ostermaier zeichnete ein erfahrener Architekt die Pläne, der Bucher hatte bereits die Hubertuskapelle in Isen und die Johanneskapelle in Haidberg geplant.

Nachdem das Landratsamt im August 2022 grünes Licht gab, konnten im März 2023 der Bau beginnen. Für die Familie Schex war wichtig, keine Förderungen oder Zuschüsse in Anspruch zu nehmen, um die Familienkapelle nach eigenen Vorstellungen gestalten und nur Isener Unternehmen beauftragen zu können. Alle Arbeiten, angefangen vom Rohbau, über den Innenausbau, die Gemälde, den Zwiebelturm, die geschmiedeten Gitter und auch die Außenanlagen haben Betriebe aus der unmittelbaren Umgebung ausgeführt. „Allen Handwerkern war anzumerken, dass der jeweilige Auftrag nichts Alltägliches für sie war. Sie waren mit besonderem Herzblut bei der Sache“, so Schex.  

Eine Besonderheit ist auch der Glockenturm mit einer alten Messingglocke, die von einem Nebenraum aus über einen Kettenzug geläutet werden kann. Über der Glocke erhebt sich eine bauchige Zwiebel, die von der früheren, 1806 abgerissenen, Isener Marktkirche inspiriert wurde. Darüber befinden sich in einer vergoldeten Kugel insgesamt acht Zeitkapseln der Familie Schex sowie eine von Werner Baumgartner, der das Doppelkreuz mit Kugel schmiedete. Dieses sogenannte Scheyerer-Kreuz mit beiden Querbalken ist in ähnlicher Form auch auf der St. Zeno Kirche in Isen zu finden.

Matthias Moser, Erster Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Westach betonte in einem kurzen Grußwort, dass hier wieder ein Raum für Ruhe, Gebet und Andacht entstanden ist. „Es ist schön, dass die Familie Schex in einer Zeit, in der sich auch die Kirche ein wenig verändert, mit viel Liebe zum Detail solch einen schönen Ort geschaffen hat“, sagte Moser. Als Geschenk überreichte er im Namen des Vereins einen Hochstamm-Flieder, der vor Ort gemeinsam eingepflanzt wurde.

(Henry Dinger)

Die Marien-Kapelle der Familie Schex wurde feierlich eingeweiht, den musikalischen Rahmen bot die Blaskapelle Isen.

Pfarrer Josef Kriechbaumer (li.) segnete die Kapelle der Familie Schex – hier mit den Töchtern Theresa, Susanne und Julia, daneben Vater Bernhard und Mutter Gabriele. Nicht im Bild ist Tochter Katharina.

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