Landkreis, 23. März 2017 – Die Polizeidirektion Oberbayern Nord, zu der auch der Landkreis Erding gehört, hat seine Kriminalstatistik für 2016 veröffentlicht.

Im Jahr 2016 weist die Statistik für den Landkreis (ohne Münchner Flughafen) 4.389 Straftaten auf. Das sind 111 Fälle weniger als 2015 und entspricht einem Rückgang um -2,5 Prozent. 2.834 Taten konnten geklärt werden, die Aufklärungsquote beträgt 64,9 Prozent und ging im Vergleich  zum Vorjahr um -0,6 Prozentpunkte zurück.

Der Landkreis Erding hat momentan 133.747 Einwohner. Mit einer Fläche von 870,7 Quadratkilometern ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 154 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Kriminalitätsbelastung beläuft sich auf 3.267 Straftaten je 100.000 Einwohner.

Der Landkreis wird von der PI Erding und der PI Dorfen betreut. Im Bereich Dorfen, wozu auch Isen gehört, gab es im Jahr 2016 insgesamt 1.133 Straftaten, von denen 69,5 Prozent aufgeklärt werden konnten. Es gab zudem 1.219 Verkehrsunfälle, bei denen 177 Menschen verletzt wurden und vier starben. (hd)

Die Statistik im Einzelnen:

Präsidialbereich Oberbayern Nord im Überblick

– Weiterhin niedrige Häufigkeitszahl im Präsidiumsvergleich

– Gleichbleibend hohe Aufklärungsquote

– Fallzahlenrückgang der Vermögens- und Fälschungsdelikte

– Anstieg der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr

– Zunahme der Wohnungseinbrüche, aber auch der Versuche

– Erneute Zunahme des Ausländeranteils bei den Tatverdächtigen

– Straftaten begangen durch Zuwanderer steigen erheblich an Gesamtentwicklung

Im Jahr 2016 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord 65.936 Straftaten statistisch erfasst. Strafbare Versuche zählen dabei wie vollendete Handlungen. Im Vergleich zum Jahr 2015, mit 62.838 gemeldeten Straftaten, bedeutete dies einen Anstieg der Straftaten um 3.098 Fälle (+ 4,9 Prozent). Im Zehnjahresvergleich der Deliktszahlen nahm die Kriminalität im Dienstbereich um 3,8 Prozent ab. Dem gegenüber steht ein aktueller Anstieg der Straftaten. Ohne ausländerrechtliche Verstöße wurden 62.244 (58.187) Delikte registriert, was eine Steigerung um 2.571 Fälle oder 7 % entspricht.

Entwicklung der Straftaten in den letzten 10 Jahre

Die Belastung der Bevölkerung mit Straftaten lag 2016 im Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord bei 4.286 Straftaten pro 100.000 Einwohner (Vorjahr 4.178). Mit dieser Zahl liegt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 6.871 und weist im Vergleich mit anderen bayerischen Polizeipräsidien erneut einen der niedrigsten Werte auf. Ohne ausländerrechtliche Verstöße beträgt die HZ für das PP OBN 4.046 (3.869) und für Bayern 4.785 (4.687).

Aufklärungsquote

Bei 65.936 erfassten Straftaten konnten 42.788 geklärt werden, woraus sich eine exakt gleichgebliebene Aufklärungsquote von 64,9 % ergibt. Im 10-Jahres-Vergleich wurde konnte damit der Spitzenwert des Vorjahres wiederholt werden. Die höchsten Aufklärungsquoten wurden 2016 bei Straftaten gegen das Leben erzielt. Insgesamt 49 Delikte von Mord (14) und Totschlag (35) bearbeiteten die drei Kriminalpolizeiinspektionen. Die Aufklärungsquote lag bei 100 %.

Nichtdeutsche Tatverdächtige

Unter den 2016 im Präsidialbereich ermittelten Tatverdächtigen (ohne AufenthG bzw. AsylVfG) waren 10.864 Nichtdeutsche. Das sind +19,1% mehr als im Vorjahr (1.742 Personen). Im Jahr 2016 betrug der Ausländeranteil an den Tatverdächtigen 36,2 % und ist somit gegenüber 2015 um 3,8 % gestiegen, dem bislang höchsten Wert. In den durch das PP Oberbayern Nord betreuten Landkreisen lag zum 01.01.2016 der Ausländeranteil mit 179.346 Ausländern bei 11,7 %. Zuwanderer.

Unter den Begriff „Zuwanderer“ werden neben Asylbewerbern Personen gerechnet, die nach Abschluss des Asylverfahrens nicht abgeschoben werden können (Duldung), sowie Kontingentsflüchtlinge und alle sich sonst illegal in Deutschland aufhaltenden Personen. Der Anteil der Zuwanderer lag im Jahr 2015 noch bei 7,0 %.

Im Vergleich der letzten Jahre wird der sprunghafte Anstieg bei den tatverdächtigen Asylbewerbern in den Jahren 2015 und 2016 deutlich. 2016 hat sich die Zahl der ermittelten Asylbewerber mehr als verdoppelt. Zugenommen hat auch die Gruppe der Personen, die im Aufenthaltsstatus der Duldung stehen, wobei deren Anteil an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen aber eher gering ausfällt.

Blick auf einzelne Deliktsbereiche

Wohnungseinbruch

Der Wohnungseinbruch hat im vergangenen Jahr wieder zugenommen. Insgesamt wurden 1.078 Fälle (932) gemeldet, es entstand ein Schaden von über 3,6 Millionen Euro.

Die regionale Verteilung zeigt eine deutlich höhere Belastung in den Landkreisen um München. Dabei stieg der Anteil der Fälle, in denen die Täter keine Beute machen konnten, auf 49 Prozent. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die zunehmend bessere Sicherung der Anwesen. Die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen bieten das ganze Jahr über eine individuelle und neutrale Beratung an. Das Spektrum beschränkt sich dabei nicht nur auf Alarmanlagen, sondern deckt auch einbruchhemmende Fenster und Türen, Videotechnik und sonstige Maßnahmen zur Abschreckung der Täter ab. Die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch lag mit 15,3 % fast auf dem Vorjahresniveau. 103 Tatverdächtige konnten 165 geklärte Wohnungseinbrüche zugeordnet werden.

Straftaten gegen das Leben

2016 wurden 72 (49) Straftaten gegen das Leben wie Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung und Abbruch der Schwangerschaft (§ 218 StGB) gemeldet. Unter diesen Delikten sind 14 Mordfälle (einschließlich sieben Versuche) und 35 Fälle des Totschlags (einschließlich 31 Versuche). Gegenüber 2015 ist beim Totschlag ein Anstieg um 13 Fälle festzustellen. Die Zahl der Morde bleibt unverändert. Die Aufklärungsquote bei Mord und Totschlag liegt bei 100 %.

Sexualdelikte

Zu den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmungen zählen sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, Missbrauch, Exhibitionismus sowie das Verbreiten pornografischer Schriften. Insgesamt ist dabei ein Anstieg um 9,5 % auf nunmehr 679 Delikte festzustellen. Nicht zu den Sexualdelikten wird die Beleidigung auf sexueller Grundlage gerechnet. Hier ist ein Anstieg um 25,4 % auf 336 Fälle festzustellen.

Rohheitsdelikte

Zu den Rohheitsdelikten zählen Raub, Geiselnahme, Menschenraub aber auch Körperverletzung und Nötigung. Insgesamt wurden 11.103 Fälle gemeldet, 1.221 Fälle mehr als im Vorjahr (+ 12,4 %). Der Anstieg ist zurückzuführen auf vermehrte Streitigkeiten zwischen Zuwanderern, vornehmlich in Asylunterkünften. Es wurden 1.817 entsprechende Straftaten durch Zuwanderer zur Statistik gemeldet. In Asylunterkünften ereigneten sich 1.422 Rohheitsdelikte. Rückläufig sind gefährliche und andere Körperverletzungen im öffentlichen Raum um 31 Fälle oder 8,5 Prozent.

Rauschgiftkriminalität / Drogentote

Mit 4.617 Straftaten wurden 15,7 % mehr Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Ein deutlicher Anstieg wird bei den Verstößen mit Kokain von 51 auf 167 Fälle festgestellt. 20 Menschen starben an den Folgen des Betäubungsmittelkonsums; zwei mehr als im Vorjahr.

Straßenkriminalität

Die Straßenkriminalität stieg nach einem kontinuierlichen Rückgang in den vergangen Jahren um 6,1 % auf 11.544 Fälle an. Zahlenmäßig bedeutende Anteile machen dabei Sachbeschädigung (4.666 Fälle), Fahrraddiebstahl (4.076 Fälle), und Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen (1.573) aus. Die gefährliche uns schwer Körperverletzung ist sogar etwas zurückgegangen (335 Fälle).

Diebstahl

18.300 Fälle des Diebstahls verteilen sich auf 7.585 Fälle des schweren und 10.715 Fälle des einfachen Diebstahls. Bei beiden Bereichen ist ein Anstieg (13,1 % beim schweren und 2,7 % beim einfachen Diebstahl) zu verzeichnen. Der Wohnungseinbruch stieg auf 1.078 Fälle mit einer Aufklärungsquote von 15,3 % an.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Die Vermögens- und Fälschungsdelikte sind er einzige Bereich, bei dem ein Rückgang um 2,9 % auf 11.181 Straftaten zu verzeichnen ist. Die Internetkriminalität, die zum großen Teil diesen Bereich tangiert (Betrug, Datenveränderung usw.), hat auf 2.958 Straftaten zugenommen (+ 15,3 Prozent).Durch Vermögens- und Fälschungsdelikte entstand ein Schaden von über 46 Millionen Euro, fast die Hälfte des insgesamt durch Straftaten entstandenen Sachadens im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord.

Tatort Internet – Internetkriminalität

Angezeigt und bearbeitet wurden bei den Dienststellen des Polizeipräsidiums im vergangenen Jahr 2.958 Straftaten, die der Internetkriminalität zuzuordnen sind; 392 Straftaten mehr als noch im Vorjahr (+ 15,3 %). Seit 2010 ergibt sich ein Anstieg um 46,2 Prozent. Nach einem leichten Rückgang der Zahl geschädigter Personen im Vorjahr verzeichnen wir auch hier wieder einen deutlichen Anstieg. Die Schadenssumme ist hingegen auf knapp 1,7 Millionen Euro etwas zurückgegangen. Die Aufklärungsquote mit 37 Prozent konnte um 2,4 % gesteigert werden.

Kriminalitätsbelastung in den Landkreisen

Bis auf eine Ausnahme, dem Landkreis Erding, stieg die Kriminalitätsbelastung in den Landkreisen im Norden Oberbayerns an. Die Landkreise Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Ebersberg und Neuburg-Schrobenhausen weisen teilweise zweistellige Zuwachsraten auf. Negativer Spitzenreiter mit einem Anstieg von 1.091 Delikten (15,1 %) ist der Landkreis Fürstenfeldruck. Trotz eines Deliktsanstieges von 351 Straftaten (11,5 %) behält der Landkreis Eichstätt seine Stellung als einer der sichersten Landkreise in Bayern aufgrund der weiter niedrigen Häufigkeitszahl von 2.640. Die Stadt Ingolstadt verzeichnet einen leichten Anstieg der Fallzahlen um 2,4 Prozent, behält aber seinen guten Status unter den sichersten Großstädten in Bayern.

Straftaten durch Zuwanderer

Gegen Zuwanderer wurde in 3.503 Fällen wegen Verstößen gegen ausländerrechtliche Bestimmungen und in 4.430 Fällen wegen anderer Straftaten ermittelt (7,1 % aller Straftaten). Wir stellen einen Anstieg von Straftaten durch Zuwanderer um 1.983 Fälle (+ 81,0%) gegenüber dem Vorjahr fest. Den größten Anteil an den Straftaten durch Zuwanderer machen Rohheits- und dabei insbesondere die Körperverletzungsdelikte aus. Der starke Anstieg beim Sozialleistungsbetrug beruht auf relativ geringen Gesamtzahlen in den vergangenen Jahren. Gegen den Trend rückläufig zeigen sich die ausländerrechtlichen Verstöße.

Opfer von Straftaten durch Zuwanderer

2.241 Personen wurden im Jahr 2016 Opfer von Straftaten durch Zuwanderer. Im Vorjahr wurden hier noch 961 Opfer registriert. Die Zahl deutscher Opfer stieg von 264 auf 551.Eine Aufstellung der Opfer von Straftaten durch Zuwanderer zeigt deutlich den überproportionalen Anteil an nichtdeutschen Opfern. Eine Ausnahme bilden die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie Raub und räuberische Erpressung. So wurden im Jahr 2016 insgesamt 67 Personen als Opfer von Sexualdelikten durch Zuwanderer zur Statistik gemeldet. Von diesen waren 38 Deutsche und 29 Ausländer.

Tatort Asylunterkunft

Insgesamt wurden im Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord 2.367 Straftaten an oder in Asylbewerberunterkünften gemeldet; mehr als doppelt so viele als noch im Jahr 2015. Die Aufklärungsquote liegt hier mit 86,6% sehr hoch und konnte gegenüber dem Vorjahr nochmals um 1,3 Prozentpunkte gesteigert werden. Straftaten gegen das Leben (12 Fälle) sowie gegen die sexuelle Selbstbestimmung (24 Fälle) sind prozentual deutlich gestiegen. Verglichen mit der Gesamtkriminalität kommen Sexualdelikte nicht häufiger vor, Straftaten gegen das Leben jedoch fünfmal häufiger als im Durchschnitt. Besonders häufig wurde wegen Körperverletzung ermittelt. Waren im Jahr 2015 noch 528 Fälle registriert worden, mussten im Jahr 2016 1.276 Fälle aufgenommen werden. Einige Fälle eskalierten derart, dass es zum versuchten Tötungsdelikt und in einem Fall sogar zum vollendeten Totschlag kam. Am 21.02.2016 wurde bei einem Streit zwischen Asylbewerbern in einer Unterkunft in Dorfen ein 20-jähriger Senegalese durch einen Mitbewohner niedergestochen und starb an den Verletzungen.

 

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