© Bayerisches Nationalmuseum Foto Bastian Krack

Isen, 25. Mai 2020 – Die Büste des heiligen Zeno aus Isen ist in einer Studioausstellung vom 28. Mai 2020 bis 14. Februar 2021 im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen.

Das kostbare Büstenreliquiar des heiligen Zeno, das um 1451 nach Isen gestiftet wurde, gilt als herausragendes Meisterwerk der gotischen Goldschmiedekunst. Besonders spektakulär ist die Herstellungsweise der über zwei Kilogramm schweren Silberplastik, die durch eine umfassende kunsttechnologische Untersuchung ans Licht kam.

Die Forschungen zeigten, dass der Kopf des in Salzburg entstandenen Bildnisses gegossen wurde – eine Seltenheit, da das Material teuer war und der Guss hohe Anforderungen an den Goldschmied stellte. Aufgrund dieser Erkenntnis ergab sich die Frage, welcher Künstler das Modell des ausdrucksstarken Kopfes geschaffen haben könnte.

Die Identifizierung des Meisters, die Entstehung und Restaurierung sowie die wechselvolle Geschichte der Büste stehen nun im Zentrum einer Studioausstellung, die einige Geheimnisse lüftet. Sie vermittelt darüber hinaus die Faszination und Wirkmacht von Reliquien und ihrer Präsentation. Eine Reihe hochrangiger Bildwerke aus der Zeit um 1450 beleuchten das künstlerische Umfeld in Salzburg und im unteren Inntal am Ausgang des Mittelalters.

Das Büstenreliquiar befindet sich seit 1949 als Dauerleihgabe im Bayerischen Nationalmuseum. Nach über 70 Jahren kehrt es an seinen Eigentümer, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, zurück. Die Rückführung gehört zu den Maßnahmen der bayerischen Staatsregierung zur Förderung der Kultur in Franken, die im Dezember 2019 bekannt gegeben wurden. Dies ist der Anlass, im Rahmen der Studioausstellung das Meisterwerk gotischer Goldschmiedekunst angemessen zu verabschieden.

Ausgangspunkt für alles war eine Reliquie des heiligen Zeno, für die Propst Ladislaus von Ach-dorf Mitte des 15. Jahrhunderts die Büste stiftete. Das Isener Kollegiatstift und die Marktgemeinde bei Erding bilden bis heute das bayerische Zentrum der Verehrung des Heiligen, der im 4. Jahrhundert Bischof von Verona war. Die Gestaltung des silbernen Kopfes mit den typischen Locken ist so eng mit Werken des so genannten Meisters von Seeon verbunden, dass man ihn eindeutig als Schöpfer jenes Modells identifizieren kann, das für die Herstellung notwendig war.

Neben dem „Silberkopf“ zeigt die Ausstellung auch die Madonna von Seeon, eine der bedeutendsten Mariendarstellungen in der Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums sowie eine bislang nicht bekannte Figur eines stehenden Jesuskindes aus Privatbesitz aus der Werkstatt des Meisters von Seeon.

Die Reliquienbüste des heiligen Zeno kam nach der Auflösung des Kollegiatstifts Isen in der Säkularisation in Privatbesitz. 1896 gelangte sie über den Münchner Kunsthandel ins Germanische Nationalmuseum in Nürnberg und von dort 1949 als Dauerleihgabe ins Bayerische Nationalmuseum. Nach Ende der Ausstellung wird sie 2022 endgültig nach Nürnberg zurückkehren.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Marktgemeinde Isen sowie weiteren lokalen und regionalen Sponsoren. Die verkleinerte Nachbildung der Büste ist in der Ausstellung als Leihgabe der Pfarrei Isen zu sehen.

 

Publikation
Silberkopf. Die Büste des heiligen Zeno aus Isen. Mit Beiträgen von Joachim Kreutner, Ilka Mestemacher, Annette Schommers und Matthias Weniger, hg. von Frank Matthias Kammel, München 2020, 68 Seiten, mit 57 Abb., gedruckt bei Nußrainer in Isen; € 6.
Die Publikation kann bei der Ausstellung in München gekauft werden, wird aber auch in Isen bei der Druckerei Nußrainer, im Pfarrbüro und im Rathaus zu erwerben sein.

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr

Eintritt für Studioausstellung und Museum
Erwachsene € 7, ermäßigt € 6 Sonntags € 1 Freier Eintritt für Besucher bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Näheres auch unter https://www.bayerisches-nationalmuseum.de/index.php?id=1123&L=1%2527

(pm/hd)

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