Landkreis, 24. November 2016 – Vor der Vogelgrippe wird derzeit auch im Landkreis Erding gewarnt. Das verunsichert natürlich. Zu den häufigsten Fragen gehören “Kann ich mich als Mensch infizieren? Kann ich Eier und Geflügelfleisch bedenkenlos essen? Was soll ich tun, wenn ich einen toten Vogel finde? Kann ich ohne Risiko mit meinem Hund draußen spazieren gehen?“ Das Landratsamt Erding und Prof. Dr. Rüdiger Korbel und Monika Rinder von der Tierärztlichen Fakultät der LMU München geben in einer Pressemitteilung Antworten auf Fragen zur „aviären Influeza“ (AI), wie die Vogelgrippe von Wissenschaftlern genannt wird.

Welche Ursache hat die Vogelgrippe?
Unter aviärer Influenza (AI, syn.: klassische Geflügelpest, „Vogelgrippe“) wird eine Tierseuche mit besonders schwerem Verlauf, verursacht durch Vogel-Influenzaviren mit hochpathogenen Eigenschaften (sog. high pathogenic avian influenza, HPAI). Hierzu gehören die Subtypen H5 und H7. Infektionen mit anderen, schwach pathogenen Subtypen (sog. LPAI) bleiben meist ohne gravierende klinische Auswirkungen. Aktuell grassiert in der EU und damit auch Deutschland die AI des Subtyps H5N8.

Wer ist von der Vogelgrippe betroffen?
Bei der AI handelt es sich um eine Tierseuche, welche weltweit große wirtschaftliche Verluste beim Wirtschaftsgeflügel verursacht. Für den Menschen selber ist die Erkrankung von untergeordneter Relevanz, und für das aktuell zirkulierende Virus H5N8 wurden noch keine Krankheitsfälle beim Menschen beschrieben.

Woran kann ich das Auftreten von aviärer Influenza erkennen?
Grundsätzlich können alle Vögel an AI erkranken. Die durch hochpathogene Stämme (HPAI) verursachte AI zeichnet sich bei Hühnervögeln durch einen perakuten, also sehr raschen Verlauf mit klinisch erkennbaren Verlaufsformen aus, die v. a. durch Atemwegserkrankungen, Ataxien und zentralnervöse Ausfallerscheinungen sowie einen kurzen Krankheitsverlauf mit massiv gehäuften Todesfällen innerhalb weniger Tage gekennzeichnet sind. Bei Wassergeflügel sind demgegenüber meist keine erkennbaren klinischen Symptome gegeben.

Wie wird die Erkrankung verbreitet und warum tritt die AI verstärkt im Herbst auf?
Die Erkrankung wird v. a. durch Wildvögel verbreitet. Hierbei spielt der Vogelzug im Herbst eine große Rolle. Besonders wichtig sind Wasservögel, die ein natürliches Reservoir für Influenzaviren bilden und das Virus in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Eine große Bedeutung bei der Verbreitung kommen – ohne selbst daran zu erkranken – dem Menschen und unbelebten Vektoren wie Fahrzeugen zu. Aus diesem Grund sind eine exakte Einhaltung von allgemeinen Hygienemaßregeln und speziellen Vorschriften zur Vermeidung der Verschleppung von Tierseuchen (wie sie bspw. bei internationalen Reisen gefordert sind), besonders relevant.

Warum wird gegen die AI nicht geimpft?
Die Impfung gegen AI ist in Deutschland verboten. Grund hierfür ist, dass nach einer Impfung klinische Erkrankungssymptome zwar weitgehend ausbleiben, das Virus selbst aber weiterhin ausgeschieden wird und dadurch unbemerkt verbreitet werden kann.

Können sich Menschen mit hochpathogenen Subtypen (H5N8) der AI infizieren?
Infektionen des Menschen mit dem Virus H5N8 sind bisher nicht bekannt. Bei anderen Subtypen hochpathogener aviärer Influenzaviren, die aktuell NICHT in Deutschland zirkulieren (wie H5N1 oder H7N9), sind fast ausschließlich enge direkte Kontakte mit infiziertem lebendem Geflügel Voraussetzung für eine Übertragung auf den Menschen oder auf Haussäugetiere. Für eine Infektion des Menschen über Lebensmittel, zum Beispiel über rohe Eier oder Rohwurstprodukte mit Geflügelfleisch, gibt es bisher keine Belege.

Kann ich Geflügelfleisch oder Eier bedenkenlos essen?
Lebensmittel von Geflügel, zum Beispiel Geflügelfleisch oder Eier, können unter Beachtung der üblichen Hygienemaßnahmen nach Durcherhitzen ohne Bedenken verzehrt werden. In Deutschland werden Geflügelbestände außerdem streng überwacht.

Was soll ich tun, wenn ich einen toten Vogel finde?
Einzelne Wildvögel verenden immer wieder aus verschiedensten Gründen. Ein toter Singvogel sollte zum Schutz vor anderweitigen Krankheitserregern (wie Salmonellen) in einer Plastiktüte aufgenommen und in einer Mülltüte entsorgt werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand geht von Singvögeln kein besonderes Risiko einer Übertragung von Influenzaviren aus. Anders ist die Situation bei größeren Vögeln wie Wasservögeln (z. B. Enten, Gänse oder Schwäne) oder Greifvögeln und dann, wenn gehäuft tote Vögel gefunden werden. Hier sollte der Fundort dem zuständigen Veterinäramt, der Polizei oder der Feuerwehr gemeldet werden, damit die Beseitigung und Untersuchung auf AI eingeleitet werden kann.

Wie werden Vögel auf aviäre Influenza untersucht?
Vögel werden zunächst von den Untersuchungseinrichtungen der Länder, in Bayern vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) auf das Vorliegen einer Infektion mit irgendeiner Form des Influenzavirus untersucht. Im positiven Fall werden sie auf das Vorliegen der Subtypen H5 oder H7 untersucht und Proben sofort an das Nationale Referenzlabor auf der Insel Riems geschickt. Dort wird eine weitere Subtypisierung durchgeführt und somit abgeklärt, ob hochpathogene Typen vorliegen.

Dürfen Kinder weiterhin in Parks spielen?
Derzeit gibt es für gesunde Erwachsene und Kinder kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit aviären Influenzaviren. Für die gesunde Entwicklung von Kindern, gerade in Städten, ist das Spielen auf Freiflächen und in Parks von großer Bedeutung. Ihr Organismus lernt, mit den verschiedensten äußeren Einflüssen zurecht zu kommen und sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Trotzdem gelten die allgemeinen Hygieneregeln, wie zum Beispiel Hände waschen nach Kontakt mit Vogelkot, und dies nicht nur aufgrund der AI.

Kann ich bedenkenlos mit meinem Hund spazieren gehen?
Es kann davon ausgegangen werden, dass Infektionen mit hochpathogenen aviären Influenzaviren bei Haussäugetiere nicht von Relevanz sind. Weltweit wurden bislang nur Einzelfälle unter besonders ungünstigen Bedingungen nachgewiesen.

Darf ich Wildvögel noch füttern?
In Deutschland sollten Wildvögel grundsätzlich überhaupt nicht gefüttert werden. Bei der Fütterung von Enten und Schwänen wird das Wasser in kleineren Gewässern durch den übermäßigen Eintrag von Kot und Nährstoffen stark verschmutzt. Das Auftreten von Aeromonasinfektionen oder Botulismus mit der Folge von Massensterben von Wildvögeln wird so begünstigt. Wenn sich die Vögel in großer Zahl an den Futterstellen ansammeln, können sie sich über verunreinigtes Futter nicht nur mit Influenzaviren, sondern auch mit anderen Erregern infizieren. Ähnliches gilt für die Winterfütterung, die nur ausnahmsweise in langen Frost- und Schneeperioden erfolgen sollte. An den Futterstellen finden sich vorzugsweise geschwächte und erkrankte Tiere ein, die wiederum andere Wildvögel infizieren können.

Was muss man bei Reisen ins Ausland beachten, vor allem in Länder mit Ausbrüchen an AI?
Das Auswärtige Amt bietet Informationen über relevante medizinische Risiken im Ausland, auch zur aviären Influenza, auf seinen Internetseiten an. Bei Touristen ist die Krankheit bisher noch nicht beobachtet worden. Damit sich das Virus nicht weiter verbreitet, sollte man jedoch den engen Kontakt zu infiziertem Geflügelmeiden, also zum Beispiel Geflügelmärkte oder Bauernhöfe mit Geflügel in Gebieten, die von der Geflügelpest betroffen sind, nicht besuchen. Außerdem gilt, dass auchkleinste Mengen Geflügelfleisch und Geflügelerzeugnisse grundsätzlich nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Die Einhaltung von allgemeinen Hygienemaßregeln wie speziellen Vorschriften zur Vermeidung der Verschleppung von Tierseuchen ist daher zwingend zu befolgen.

Wo finde ich weitere aktuelle Informationen über die „Vogelgrippe“?
Informationen zur aviären Influenza finden sich unter anderem auf folgenden Internetseiten:
• www.lgl.bayern.de (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit)
• www.fli-bund.de (Friedrich-Loeffler-Institut)
• www.rki.de (Robert Koch-Institut)
• www.bmel.de (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)
• www.auswaertiges-amt.de (Auswärtiges Amt)

(pm/hd)

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